(HMG) Seit dem September 1987 gibt der Weilimdorfer Heimatkreis in loser Reihenfolge das „Weilimdorfer Heimatblatt“ heraus. Zu Pfingsten 2020 erschien nun die Ausgabe 44 „Weil im Dorf in den 20er Jahren“ und beleuchtet das Zeitgeschehen im Ort vor rund 100 Jahren.
Bernhard Klar hat in dieser Ausgabe „Alltag – Menschen – Ereignisse“ der 1920er Jahre zusammengetragen – und das Magazin Aline Groß zum 90. Geburtstag gewidmet. Aline Groß ist als „Weilimdorfer Urgestein“ weit über die Ortsgrenze bekannt, in den Stuttgarter Nachrichten ist sie mit ihrer Dialekt-Spalte „Auf gut Schwäbisch“ regelmäßig als Autorin beteiligt. Groß war maßgeblich am Heimatblatt Nr. 40 („Gasthäuser und Wirtschaften in Weilimdorf um 1920“) beteiligt.
Klar hat für das neue Heimatblatt viele Quellen, Berichte aus Tageszeitungen, Adress- und Telefonbücher, Veröffentlichungen in Literatur, sowie Archivalien des Landsarchiv Baden-Württemberg, ausgewertetet und in Wort und Bild zusammengestellt – geballte Ortsinformation zu Weilimdorf vor 100 Jahren auf 36 DIN-A4 Seiten. Überregional wie global sind die 1920er Jahren für die „Hyperinflation“ 1923 bekannt, die erste Weltwirtschaftskrise 1929 fällt in dieses Jahrzehnt. Gleichzeitig erinnert man sich an Bezeichnungen wie „die Goldenen 20er Jahre“, die Weimarer Republik war in diesem Jahrzehnt die erste Deutsche Demokratie (1918 bis 1933).
In Weilimdorf waren die 1920er Jahre bei weitem ebenso nicht langweilig. Sie begannen mit der Nahrungs- und Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg, auf Grund dessen es im Ort sogar eine Suppenküche gab, die erst am 31. Mai 1924 wieder schließen konnte. 1921 begann die Aufsiedelung der Landhaussiedlung, am 1. Juni 1923 öffnete – mitten in der Hyperinflation – das erste Postamt in Weilimdorf seine Türen. Was heutzutage normal ist, war in den 1920er Jahren noch etwas Besonderes: Das Telefon. 1925 gab es 50 Anschlüsse, 1929 waren es 80. Wer heute auf Internet per Glasfaser wartet, muss also dieselbe Geduld haben wie vor 100 Jahren. Motorisiert waren 1921 gerade mal zwei Personen und vier Firmen, die wenigen Fahrzeuge durften in Weilimdorf nicht schneller als 30 km/h fahren – ein Blick auf die aktuelle Verkehrssituation heute: hat sich auch nicht viel geändert. 1926 fuhr die erste Straßenbahn nach Weilimdorf, 1927 wurden die ersten Rohre der Gasversorgung gelegt, 1929 kam es zur Eingemeindung nach Feuerbach. Ein Jahrzehnt mit großen Meilensteinen.
Ebenso befasst sich das neue Heimatblatt mit dem „Schultheiß“ der 1920er Jahre in Weilimdorf – Gotthilf Dreher, nach dem heute auch eine Straße im Stadtbezirk benannt ist. Ein Blick wird auf die Betriebe vor 100 Jahren geworfen, ebenso auf die 1909 gegründete Weilemer Feuerwehr. Des weiteren gibt es Geschichten aus dem Pfarrhaus der Oswaldkirche. Das Vereinsleben war so vielfältig wie heute, viele Vereinsnamen sind auch heute noch geläufig – und die Vereine aktiv. Ob es nun „Weil im Dorf“ oder „Weilimdorf“ heißt – darüber streitet es sich auch heute noch trefflich. Wie vor 100 Jahren, wie Bernhard Klar recherchieren konnte. Das Heimatblatt 44 ist ein besonderer Blick in den Ort – mit vielen Details, wie man sie sonst nicht findet.
Die Ausgabe ist gegen eine Schutzgebühr von 2 Euro an den üblichen Ausgabestellen in Weilimdorf erhältlich:
– in der Heimatstube, Ditzinger Straße 7
– Bürger-Service, Bezirksrathaus Löwenmarkt 1
– Stadtteilbibliothek Weilimdorf, Löwenmarkt 1
– Predikant – Schreibwaren, Kaiserslauterer Straße 2
– Held – Zeitungen, Tabak, Lotto & Toto, EG im Kaufhaus Löwenmarkt
Informationen gibt es auch vom Heimatkreis direkt unter info [at] weilimdorfer-heimatkreis [dot] de.
Parallel zur Ausgabe 44 wurde übrigens in der Heimatstube durch Edeltraud John eine Ausstellung zu den 1920er Jahren zusammengestellt, die nach der Corona-Pandemie bald wieder besichtigt werden kann. Derzeit geht dies nur auf Anmeldung und in kleinen Gruppen. Für Termine rufen Sie Edeltraud John unter Tel. 0711 – 886905 oder 0152 38602726 an. In der Ausstellung stehen Exponate der 1920er Jahre und deren Geschichte im Mittelpunkt.