Sie war ein Weilimdorfer Original: Hilde Adler. Geboren am 28. November 1927, verstorben am 28. Februar 2013. Zeit ihres Lebens war sie in Weilimdorf, galt als temperamentvoll und lebenlustig – und als Mesnerin der evangelischen Oswaldkirche soll sie sogar selbst im rüstigen Alter zum Kruzifix putzen auch mal auf den Altar gestiegen sein. Doch wer Hilde Adler wirklich war, das zeigt die Weilimdorfer Heimatstube in einer Ausstellung vom 12. Dezember 2015 bis 07. Mai 2016.
Erika Porten vom Heimatkreis war lange Jahre mit Hilde Adler bekannt, hatte sie 1995 bei einer Bürgerversammlung kennengelernt: „Sie war eine rechte Schwäbin“, so Porten schmunzelnd – was gleichzusetzen ist mit „sie hat den Mund aufgemacht“. Hat sie auch – als es um ihr Eigentum ging – das historische Gebäude an der Glemsgaustraße 42 – mit der dahinter liegenden überdimensionalen fünfstöckigen Scheune. Diese stand unter Denkmalschutz – eine Sanierung also nicht einfach. „Sie hat mir imponiert, wie sie seit 1987 die Auseinandersetzung zwischen LDA und Baurechtsamt geschildert hat und wie sie zu einem Baugesuch ermutigt wurde, was sie viel Geld gekostet hat und vom BR-Amt abgelehnt wurde.
Recht verzweifelt war sie damals wegen der Verpflichtung von Eigentümern, Baudenkmäler zu pflegen und zu unterhalten“, schildert Erika Porten. Der Abriss wurde verhindert, 2007 fand sich ein Investor – Haus und Scheune wurden stilvoll saniert, gehören heute zu den Schmuckstücken gegenüber dem „historischen Ensemble“ rund um die Oswaldkirche, das noch auf die Sanierung durch die Stadtverwaltung wartet und vor sich hinbröckelt.
Doch Hilde Adler war nicht nur eine Weilimdorferin, eine Mesnerin, streitbare Hauseigentümerin, und Spenderin seltener Schätze aus ihrer Jugendzeit an den Weilimdorfer Heimatkreis für seine wiederholten Ausstellungen: Ihre Familie zählt zum Urgestein unseres Ortes, amtlich dokumentiert bis hin zu Jakob Nikolaus Antonius Meyer (1673 bis 1761), der Uni-Pfleger und Gerichtsverwandter in Weilimdorf war. Über die Generationen wandelte sich der Familienname von Meyer über Mayer hin zu Maier: Gottlieb Friedrich Maier kaufte 1855 das Haus in der Glemsgaustraße, das 1813 bis 1815 als Nachfolgebau des 1693 abgebrannten Hauses auf dem Grundstück erbaut wurde. Die große Scheune wurde 1881 von Sohn Gustav Adolf Maier erbaut – dem Großvater von Hilde Adler. Das Familienvermögen war über Generationen gewachsen – 1910 kam es allerdings zu einer folgenreichen Fehlentscheidung des Großvaters durch eine Unternehmensbeteiligung in Übersee, in Folge dessen er von einer zweiten Reise nach Übersee nicht zurückkehrte und seither als verschollen gilt. Die Tochter Luise Marie Caroline Maier heiratete am 27. Februar 1908 Reinhold Adler, ein Diplom-Landwirt und wurden Eltern von Hilde Adler und vier Söhnen. Reinhold Adler kaufte 1911 mit Hilfe des Vermögens seiner Eltern einen Teil des Gutshofes aus der Konkursmasse von Gustav Adolf Maier – so blieb das Haus in Familienbesitz.
Dokumente und Zeitungsberichte zur Familiengeschichte und den Gebäudekomplex der Glemsgaustraße 42 sind nun in den Vitrinen der Heimatstube zu sehen. Das Schönste dieser Ausstellung sind aber die Puppenhäuser, Puppenküchen und der Kaufladen mit den Inhalten aus der Zeit von 1890 bis 1930 aus der Nachlass-Schenkung der Familie Adler, die der Heimatkreis erhalten hat. Erika Porten hat liebevoll diese historischen Schmuckstücke aufgebaut, ausgestattet und dekoriert: die Puppenküche wurde nachweislich von Hilde Adler in ihrer Kindheit sogar „in echt“ genutzt: das Waffeleisen (siehe Foto) wurde auf dem kleinen Herd für die Herstellung echter Waffeln verwendet.
Zur Eröffnung der Ausstellung am 11. Dezember 2015 um 19.30 Uhr im Alten Pfarrhaus in der Ditzinger Str. 7 wird Erika Porten u.a. auch ein von Hilde Adler selbstgeschriebenes Gedicht durch Hilde Adler selber vortragen lassen – sie hat es vor ihrem Tode aufgenommen und auf CD brennen lassen. Am 12. Dezember wird die Ausstellung öffentlich von 15 bis 17 Uhr zugänglich sein, Erika Porten bietet eine ausführliche Führung an.
Ansonsten ist die Ausstellung immer samstags von 15 bis 17 Uhr für den Publikumsverkehr geöffnet. Letzter Ausstellungstag wird der 07. Mai 2016 sein. Danach schließt die Heimatstube für ein paar Wochen, bevor im Sommer 2016 die Ausstellung „Grenzsteine“ folgt – die aus dem Projekt „Grenzstein“ des Heimatkreises aus dem Jahr 2008 hervorgehen wird.
Weitere Fotos zur Ausstellung (per Klick vergrößern):
Text & Fotos © Hans-Martin Goede
Bericht im Original auf weilimdorf.de