Steinerne Zeugen der Vergangenheit im Pfarrgarten

Das Steinzeichen auf dem linken Stein "Hirschstange" gilt für die herzogliche bzw. königliche Besitzung. Auch in heutiger Zeit tragen Grenzsteine der Waldbesitzungen des Landes Baden-Württemberg dieses Symbol. Das Steinzeichen auf dem rechten Stein "doppeltes W" steht für Markung Weilimdorf.

Das Steinzeichen auf dem linken Stein „Hirschstange“ gilt für die herzogliche bzw. königliche Besitzung. Auch in heutiger Zeit tragen Grenzsteine der Waldbesitzungen des Landes Baden-Württemberg dieses Symbol.
Das Steinzeichen auf dem rechten Stein „doppeltes V“ steht für Markung Weilimdorf.

Sie sind steinerne Zeugen der Vergangenheit: Grenzsteine. Sie stehen unvermutet am Wegesrand, in Wiesen, in Feldern, im Wald. Der Weilimdorfer Heimatkreis hat seit 2008 diese historischen Zeitzeugen auf der Weilemer Gemarkung dokumentiert. Zwei Grenzsteine aus dem Fasanenwald stehen nun im alten Pfarrgarten nahe der Oswaldkirche.

„Diese zwei Grenzsteine wurden bei Aufräumarbeiten im Fasanenwald gefunden und lange im Forstamt eingelagert. Ihre Aufstellung hier im Pfarrgarten am Gartenhäusle dient dazu, sie zu erhalten und der Bevölkerung zu zeigen, dass sie zu unserem Kulturgut gehören. Man kann es als einen pädagogischen Zweck bezeichnen, da man immer öfter beobachten muss, dass die Bevölkerung von diesen Grenzsteinen immer weniger weiss bzw. versteht, wofür sie früher dienten“, so Eberhard Keller, Vorsitzender des Weilimdorfer Heimatkreises bei der Offiziellen Übergabe der Grenzsteine an die Öffentlichkeit am Freitag, 10. März 2017.

Siegfried Erb (links) bei der Vorstellung der Grenzsteine am 10.03.2017 im Pfarrgarten

Siegfried Erb (links) bei der Vorstellung der Grenzsteine am 10.03.2017 im Pfarrgarten

Der Ort der Aufstellung im Pfarrgarten wurden bewußt gewählt: Die historischen Grenzsteine stehen nahe dem „Historischen Ensemble“ von Weilimdorf, die ältesten Gebäude im Ort. Zudem steht links der neu gesetzten Steine ein Original-Relikt eines Grenzsteins für den „Weilemer Meierhof“, dessen genaue Bedeutung und Aufstellungszeit der Heimatkreis noch nicht exakt datieren konnte.

Bezirksvorsteherin Ulrike Zich dankte dem Heimatkreis und dem Team rund um Organisator Siegfried Erb für die jahrlange Arbeit und Dokumentierung der „steinernen Zeugen“: „Diese Steine sind ein Teil unserer Zivilisationsgeschichte!“, so Zich nachdenklich – denn seit der Mensch seßhaft wurde, war er bemüht sich abzugrenzen und zu parzellieren.

Das Grenzsteine-Aufbauteam mit Erika Porten (links) am 27. Februar 2017 im Pfarrgarten

Das Grenzsteine-Aufbauteam mit Erika Porten (links) am 27. Februar 2017 im Pfarrgarten

Die Steine wurden bereits am 27. Februar 2017 im Beisein von Erika Porten im Pfarrgarten an ihren Platz gebracht (siehe drittes und viertes Foto rechts). Das Amt für Liegenschaften als Grundstückseigentümer hat die Erlaubnis für die Aufstellung erteilt. Steffen Ridiger vom Steinmetzbetrieb Schubert & Pelz hat die zwei Grenzsteine aufgearbeitet und die alten Gravierungen mit „Hirschstange“ (das herzoglichen bzw. königlichen Besitz symbolisiert) und dem „doppelten V“ (das für Weilimdorf steht) vertieft. Ein Team des Gartenbauamtes hat mit Gerätschaften und „Manpower“ die Grabarbeiten wie das Aufstellen und Fixieren der Steine übernommen.

Viel "Manpower" bei der Setzung der Grenzsteine am 27. Februar 2017 gefragt

Viel „Manpower“ bei der Setzung der Grenzsteine am 27. Februar 2017 gefragt

„Die Nachforschungen zu den zwei aufgestellten Steinen“, so Siegfried Erb erläuternd, „haben ergeben, dass diese Sandsteine im nordwestlichen Bereich des Fasanengartens den Grenzverlauf bezeichnet haben. Sie wurden bei der württembergischen Landesvermessung Anfang des 19. Jahrhunderts oder auch schon früher dort gesetzt. Sie wurden wohl bei Waldarbeiten versehentlich entfernt, bzw. im 20. Jahrhundert durch witterungsbeständige Granitsteine durch die Landesforstverwaltung ersetzt.“

Keller und Erb verwiesen nochmals eindrücklich darauf, dass Grenzsteine sogenannte „Kleindenkmale“ sind und weder entfernt noch abtransport noch zweckentfremdet werden dürfen. Sollten Spaziergänger markierte, in der Natur liegende Steine finden, können diese gerne jederzeit dem Heimatkreis gemeldet werden, der sich um die Sicherung und Herkunftsklärung der Steine kümmern wird.

Der Weilmdorfer Heimatkreis hat neben dem Heimatblatt Nr. 38, das sich den Grenzsteinen in Weilimdorf widmet, von Juni 2016 bis Januar 2017 auch eine eigene Ausstellung in der Heimatstube geführt. Die Bildergalerie zur Ausstellung ist HIER auf der Webseite des Heimatkreis zu sehen, ein ausführlicher Bericht kann HIER auf weilimdorf.de nachgelesen werden. Auch sucht der Heimatkreis gerne interessierte Mitstreiter aus dem Stadtbezirk und Umgebung – für neue Projekte braucht es jederzeit neue Ideen und Unterstützer.


Vortrag am Freitag, 10.03.2017 von Siegfried Erb zur Übergabe der zwei gesetzten hist. Grenzsteine

Frei nach dem Kinderlied: Ein Männlein steht im Walde ganz still und stumm, sag wer mag das Männlein sein das da steht im Wald allein … Wer hat die Männlein im Walde bei Spaziergängen nicht schon gesehen? Nein, nicht die Hagebutte mit dem purpurroten Mäntelein!!! sondern…

Grenzen, Grenzlinien, Grenzsteine, Grenzmarken, Grenzmale, Grenzstelen

Viele weitere Wortverbindungen mit Grenze sind für die Orientierung fundamentale Merkmale für Besitzansprüche, Herrschaftsgebiete, Verwaltung, Wirtschaft, Produktion und auch das ethische- und soziale Verhalten und Zusammenleben von uns Menschen zwingend notwendig.

Allgemein betrachtet ist Orientierung für alles Lebendige überlebensnotwendig. Zu diesem Thema lässt sich trefflich stundenlang philosophieren. Ich verschone sie.

Die alten Kulturvölker haben vor über 3000 Jahren Grenzmale/Grenzstelen errichtet, die bis in die heutige Zeit erhalten sind.

Solche „uralten“ Grenzmale finden wir in Weilimdorf nicht, aber historische Grenzsteine die anfangs des 19. Jh. und auch früher unter einhalten sehr alter geheimer Rituale durch den „Untergang der Gemeinde“ gesetzt (Vermarkung) wurden.

Die vom Heimatkreis Weilimdorf in der Heimatstube  in der Zeit vom 11.06.2016 bis 14.06.2017 durchgeführte Ausstellung mit dem Thema „Kleindenkmale und Grenzsteine in Weilimdorf – Geschichte und Legende -“ sowie das zu dieser Ausstellung begleitende Heimatblatt Nr. 38 / Juni 2016) geben darüber Auskunft.

Der Denkmalschutz will an diese noch vorhandenen Relikte aus historischer Zeit mit gesetzlichen Schutzbestimmungen die Erinnerung erhalten.

http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-514031-1

Historische Zeichnung eines Grenzstein für Weilimdorf, Quelle: Landesarchiv Baden-Württemberg. Bild für Link klicken.

Grenzsteine sind Kleindenkmale

Am Projekt der Landkreisweiten Erfassung von Kleindenkmalen des Landesamtes für Denkmalpflege haben sich Ehrenamtliche des Weilimdorfer Heimatkreises beteiligt. Kleindenkmale sind u.a. Steinkreuze, Wegkreuze, historische Grenzsteine, Grenzzeichen, Bildstöcke, Wegweiser und Gedenksteine.

Bei der Durchführung dieser Erfassung haben die Ehrenamtlichen auf der Gemarkung Weilimdorf 23 Kleindenkmale und 322 Kleindenkmale als historische Grenzsteine fotografiert, erfasst, beschrieben und ihr Standort im Maßstab 1:2500 kartiert.

Dabei wurden zwei historische Wald- und Herrschafts-Grenzsteine im Fasanengarten liegend aufgefunden.

Nachforschungen haben ergeben, dass diese Sandsteine im nordwestlichen-Bereich des Fasanengartens den Grenzverlauf bezeichnet haben. Sie wurden bei der württembergischen Landesvermessung Anfang  des 19. Jh. oder auch schon früher dort gesetzt.

Vermutlich sind die Steine bei der Waldbewirtschaftung (z.B. Holzrücken) aus ihrem Standort geschoben worden. Bei einer späteren Grenzbestimmung (20. Jh.) wurde die Waldgrenze entsprechend neuer gesetzlicher Vermarkungsvorschriften mit witterungsbeständigen Granitsteinen der Landesforstverwaltung vermarkt.

Die aufgefundenen historischen Grenzsteine sind vom Garten- Friedhof- und Forstamt hier als Anschauungsobjekte für Kleindenkmale gesetzt worden.

Diese Grenzsteine sollen die Öffentlichkeit auf ihren Status Kleindenkmal hinweisen und auf die 322 historischen Grenzsteine die im Waldstehen aufmerksam machen.

Das Steinzeichen auf dem linken Stein Hirschstange“ gilt für die herzogliche bzw. königliche Besitzung. Auch in heutiger Zeit tragen Grenzsteine der Waldbesitzungen des Landes Baden-Württemberg dieses Symbol. Das Steinzeichen auf dem rechten Steindoppeltes V“ steht für Markung Weilimdorf.

Heimatkreis Weilimdorf e.V., 10.März 2017

Gerne teilen Sie diese Infos in Ihren Sozialen Medien:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert